BernyR
Fortgeschrittener
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- 03.04.2014
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Die letzten Wochen hatte ich Gelegenheit folgende Druckplatten auf einem CTC Replicator Clone ausgiebig zu testen und will nun wie versprochen über den Vergleich berichten:
1. "Carbon Druckplatte" vertrieben durch die German RepRap GmbH (https://shop.germanreprap.com/de/product?info=303)
2. "Dauerdruckplatte" vertrieben durch 3D Printerstore 24 (http://www.3dprinterstore24.de/3D-Dr...cator::66.html)
Beide sind konzipiert als Dauerdruckplatte und eigenen sich prinzipiell für jedes beheizbare Druckbett. Die Befestigung kann über Klammern, Kapton-Tape, doppelseitiges Klebeband oder druckbare Befestigungsecken erfolgen. So verschieden die Platten auch sind, beide sind auf jeden Fall ein Gewinn für das tägliche 3D-Drucken da ein aufwendiges Bekleben des Drucktisches mit Kapton oder Bluetape entfällt. Fixiert man über Klammern oder Befestigungsecken, dann kann man dieses nach dem Druck leicht herausnehmen und gegebenfalls durch eine zweite Platte ersetzen und ohne Abkühlen direkt weiterdrucken.
Nun aber zum Vergleichstest - zunächst die Bedingungen:
- Da beide Platten unterschiedlich hoch sind, wurde das Druckbett bei Plattenwechsel mit Messuhr exakt auf die gleiche Höhe zum Nozzle justiert.
- Vergleichsdrucke jeweils mit gleichem Filament, gleicher Temperatur und gleicher Geschwindigkeit.
- Beide Platten wurden vor dem Drucken immer gründlich gereinigt (Carbon mit Azeton, die Dauerdruckplatte mit Spiritus).
- Bewertet werden Haftung und Neigung zum Warping.
Carbon Druckplatte:
Sie wird leider (noch) nicht im CTC-freundlichen Format 23 x 15 cm angeboten, aber die verfügbaren 23 x 23 cm lassen sich durch 8 cm Beschnitt einer Seite leicht anpassen. Da Carbon extrem widerstandsfähig ist, sollte man dafür eine Eisensäge benutzen. Die Platte ist 0,8 mm dick, sehr steif und hat eine glatte Oberfläche. Das eingebettete Rautenmuster ist nicht fühlbar und auf der Druckunterseite nur in der Spiegelung schwach erkennbar.
Die Platte ist unempfindlich gegenüber Lösungsmittel und kann problemlos mit Azeton, Benzin oder Spiritus gereinigt werden (ich habe immer Azeton genommen). Durch die harte Oberfläche muss man schon sehr viel Gewalt anwenden um eine Kratzer hinein zu bekommen. Die Hitze vom Druckbett schlägt sehr schnell durch die Platte bis zur Oberfläche durch.
Drucktests mit PLA bei 200 Grad (NuNus, kleiner Temperaturbereich 190-210 Grad, generell gute Haftung):
PLA haftet auf der Carbon Platte ausgezeichnet, sofern man wenigstens 60 Grad auf das Druckbett bringt und das Druckbett gut ausgerichtet hat. Niemals ein Warping beobachtet. Unmittelbar nach dem Druck ist die Haftung noch sehr stark, nach Erkalten der Platte sehr leicht abzunehmen (wenn es nicht schon von alleine herunter fällt).
Drucktests mit PLA bei 210 Grad (iGo3D, großer Temperaturbereich 170-240 Grad, generell grottenschlechte Haftung):
Großflächige Drucke werfen im ersten Layer leicht Wellen auf (partiell schlechte Haftung), wodurch mitunter unschöne Unterseiten entstehen. Schon bei minimal zu viel Abstand des Nozzles zum Druckbett haftet der erste Layer nur schlecht und kann durch das folgende Layer mitgerissen werden. Der schmale Grat zwischen zu viel Druck (herausquetschen) und zu wenig Druck (keine Haftung) ist nur schwer zu finden. Lässt sich nach dem Druck und Erkalten der Platte wie PLA generell leicht herunternehmen.
Drucktests mit ABS bei 230 Grad (iGo3D, 210 - 270 Grad):
Der Drucktisch sollte auf 110 Grad vorgeheizt und die Platte gut gereinigt worden sein, dann haftet der erste Layer hervorragend. Warping trat nur selten auf und wenn, dann nur 1-2 Millimeter bei großflächigen Drucken. Das Druckgut lässt sich nach dem Drucken recht leicht von der Platte lösen, auch wenn sie noch nicht ganz erkaltet ist.
Dauerdruckplatte (weiss):
Diese ist 1 mm hoch, im Format 23 x 15 für den CTC/Replicator erhältlich und hat abgerundete Ecken. Das wird zwar als Feature angepriesen, ich betrachte es jedoch als nachteilig, da so die Anwendung von Befestigungsecken erschwert wird und man auf Klammern (für schnellen Wechsel) oder Ankleben mit Kapton (Dauerhaft) angewiesen ist. Die Oberfläche wirkt etwas rauer als die von der Carbon Platte, erzeugt aber spiegelglatte Flächen ohne Struktur auf der Druckunterseite. Sie braucht (gefühlt) etwas länger zum Durchheizen. Zum Reinigen wird Spiritus empfohlen, da sie auf z.B. Azeton etwas empfindlich reagiert und sich dann Drucke evtl. nicht mehr oder schwer ablösen lassen.
Drucktests mit PLA bei 200 Grad (NuNus, kleiner Temperaturbereich 190-210 Grad, generell gute Haftung):
PLA haftet auf der Dauerdruckplatte sehr gut bei 60 Grad auf dem Druckbett, reagiert aber wesentlich empfindlicher auf ungenaue Tischnivellierung mit schlechter Haftung. Zu viel Druck wird dafür etwas weniger mit Aufwerfen bestraft. Kein Warping (klar, ist ja PLA). Unmittelbar nach dem Druck ist die Haftung ebenfalls noch sehr stark und lässt sich nach Erkalten leicht abnehmen (gleiches Verhalten wie bei der Carbon Platte).
Drucktests mit PLA bei 210 Grad (iGo3D, großer Temperaturbereich 170-240 Grad, generell grottenschlechte Haftung):
Es war mir nicht möglich auch nur einen einzigen flächigen Druck auf die Platte zu bekommen. Entweder blieb das Filament gar nicht erst auf der Platte und wickelte sich gleich um das Nozzle, oder das folgende Layer hat alles wieder mitgerissen. Für diese Sorte PLA völlig ungeeignet, es sei denn man steht auf Stress.
Drucktests mit ABS bei 230 Grad (iGo3D, 210 - 270 Grad):
Der Drucktisch war ebenfalls auf 110 Grad vorgeheizt und der erste Layer haftete hervorragend. Warping trat hier ebenfalls wie auf der Carbon Platte fast gar nicht auf, eher etwas weniger. Das Druckgut lässt sich nach dem Drucken ebenfalls leicht von der noch warmen (nicht heissen) Platte lösen.
Anmerkung: Wenn ich bei beiden Platten von "Warping" rede, dann hat sich irgendwo eine Ecke kaum sichtbar einen Tick angehoben, lag jedenfalls nicht mehr wirklich platt auf. Richtiges, unbrauchbar machendes Warping habe ich bei keiner der Platten je beobachtet!
Fazit:
Nach vielen Drucken hat sich für mich die Carbon Platte als Favorit erwiesen, da sie mit unterschiedlichen Filamentsorten besser zurecht kommt und eigentlich immer eine gute Haftung aufweist. Selbst der großflächige Druck mit dem schwierigen PLA - mit dem die Dauerdruckplatte völlig versagte - führte unmittelbar danach auf der Carbon Platte auf Anhieb zu einem - wenn auch nicht schönem - Ergebnis. Sie kann mit Azeton gereinigt werden, hat eine härtere Oberfläche und kann durch die harten Kanten gut mit Befestigungsecken fixiert werden.
Vom Anbieter der Dauerdruckplatte wird versprochen, dass sich die ersten Layer "garantiert" nicht ablösen. Nun - dann haben die es noch nicht mit dem PLA von iGo3D zu tun gehabt (hält fast nur auf Bluetape oder eingeschränkt auf der Carbon Platte). Allerdings mit ABS schien die Dauerdruckplatte einen Tick besser zu recht zu kommen.
Beide kosten in etwa das selbe und erfüllen nahezu auf Gleichstand ihren Zweck. Vielleicht hatte die Dauerdruckplatte das Pech, dass bei mir dieses miese PLA herumstand und mit dem Testen noch einen brauchbaren Zweck erfüllte. Letztlich muss jeder selbst herausfinden was für ihn besser geeignet ist. Wer fast ausschliesslich ABS druckt, trifft mit beiden immer eine gute Entscheidung. Ich selbst drucke vorwiegend flächige PLA Gehäuse (beruflich), deshalb neigt sich meine persönliche Waage mehr auf die Carbon Seite.
1. "Carbon Druckplatte" vertrieben durch die German RepRap GmbH (https://shop.germanreprap.com/de/product?info=303)
2. "Dauerdruckplatte" vertrieben durch 3D Printerstore 24 (http://www.3dprinterstore24.de/3D-Dr...cator::66.html)
Beide sind konzipiert als Dauerdruckplatte und eigenen sich prinzipiell für jedes beheizbare Druckbett. Die Befestigung kann über Klammern, Kapton-Tape, doppelseitiges Klebeband oder druckbare Befestigungsecken erfolgen. So verschieden die Platten auch sind, beide sind auf jeden Fall ein Gewinn für das tägliche 3D-Drucken da ein aufwendiges Bekleben des Drucktisches mit Kapton oder Bluetape entfällt. Fixiert man über Klammern oder Befestigungsecken, dann kann man dieses nach dem Druck leicht herausnehmen und gegebenfalls durch eine zweite Platte ersetzen und ohne Abkühlen direkt weiterdrucken.
Nun aber zum Vergleichstest - zunächst die Bedingungen:
- Da beide Platten unterschiedlich hoch sind, wurde das Druckbett bei Plattenwechsel mit Messuhr exakt auf die gleiche Höhe zum Nozzle justiert.
- Vergleichsdrucke jeweils mit gleichem Filament, gleicher Temperatur und gleicher Geschwindigkeit.
- Beide Platten wurden vor dem Drucken immer gründlich gereinigt (Carbon mit Azeton, die Dauerdruckplatte mit Spiritus).
- Bewertet werden Haftung und Neigung zum Warping.
Carbon Druckplatte:
Sie wird leider (noch) nicht im CTC-freundlichen Format 23 x 15 cm angeboten, aber die verfügbaren 23 x 23 cm lassen sich durch 8 cm Beschnitt einer Seite leicht anpassen. Da Carbon extrem widerstandsfähig ist, sollte man dafür eine Eisensäge benutzen. Die Platte ist 0,8 mm dick, sehr steif und hat eine glatte Oberfläche. Das eingebettete Rautenmuster ist nicht fühlbar und auf der Druckunterseite nur in der Spiegelung schwach erkennbar.
Die Platte ist unempfindlich gegenüber Lösungsmittel und kann problemlos mit Azeton, Benzin oder Spiritus gereinigt werden (ich habe immer Azeton genommen). Durch die harte Oberfläche muss man schon sehr viel Gewalt anwenden um eine Kratzer hinein zu bekommen. Die Hitze vom Druckbett schlägt sehr schnell durch die Platte bis zur Oberfläche durch.
Drucktests mit PLA bei 200 Grad (NuNus, kleiner Temperaturbereich 190-210 Grad, generell gute Haftung):
PLA haftet auf der Carbon Platte ausgezeichnet, sofern man wenigstens 60 Grad auf das Druckbett bringt und das Druckbett gut ausgerichtet hat. Niemals ein Warping beobachtet. Unmittelbar nach dem Druck ist die Haftung noch sehr stark, nach Erkalten der Platte sehr leicht abzunehmen (wenn es nicht schon von alleine herunter fällt).
Drucktests mit PLA bei 210 Grad (iGo3D, großer Temperaturbereich 170-240 Grad, generell grottenschlechte Haftung):
Großflächige Drucke werfen im ersten Layer leicht Wellen auf (partiell schlechte Haftung), wodurch mitunter unschöne Unterseiten entstehen. Schon bei minimal zu viel Abstand des Nozzles zum Druckbett haftet der erste Layer nur schlecht und kann durch das folgende Layer mitgerissen werden. Der schmale Grat zwischen zu viel Druck (herausquetschen) und zu wenig Druck (keine Haftung) ist nur schwer zu finden. Lässt sich nach dem Druck und Erkalten der Platte wie PLA generell leicht herunternehmen.
Drucktests mit ABS bei 230 Grad (iGo3D, 210 - 270 Grad):
Der Drucktisch sollte auf 110 Grad vorgeheizt und die Platte gut gereinigt worden sein, dann haftet der erste Layer hervorragend. Warping trat nur selten auf und wenn, dann nur 1-2 Millimeter bei großflächigen Drucken. Das Druckgut lässt sich nach dem Drucken recht leicht von der Platte lösen, auch wenn sie noch nicht ganz erkaltet ist.
Dauerdruckplatte (weiss):
Diese ist 1 mm hoch, im Format 23 x 15 für den CTC/Replicator erhältlich und hat abgerundete Ecken. Das wird zwar als Feature angepriesen, ich betrachte es jedoch als nachteilig, da so die Anwendung von Befestigungsecken erschwert wird und man auf Klammern (für schnellen Wechsel) oder Ankleben mit Kapton (Dauerhaft) angewiesen ist. Die Oberfläche wirkt etwas rauer als die von der Carbon Platte, erzeugt aber spiegelglatte Flächen ohne Struktur auf der Druckunterseite. Sie braucht (gefühlt) etwas länger zum Durchheizen. Zum Reinigen wird Spiritus empfohlen, da sie auf z.B. Azeton etwas empfindlich reagiert und sich dann Drucke evtl. nicht mehr oder schwer ablösen lassen.
Drucktests mit PLA bei 200 Grad (NuNus, kleiner Temperaturbereich 190-210 Grad, generell gute Haftung):
PLA haftet auf der Dauerdruckplatte sehr gut bei 60 Grad auf dem Druckbett, reagiert aber wesentlich empfindlicher auf ungenaue Tischnivellierung mit schlechter Haftung. Zu viel Druck wird dafür etwas weniger mit Aufwerfen bestraft. Kein Warping (klar, ist ja PLA). Unmittelbar nach dem Druck ist die Haftung ebenfalls noch sehr stark und lässt sich nach Erkalten leicht abnehmen (gleiches Verhalten wie bei der Carbon Platte).
Drucktests mit PLA bei 210 Grad (iGo3D, großer Temperaturbereich 170-240 Grad, generell grottenschlechte Haftung):
Es war mir nicht möglich auch nur einen einzigen flächigen Druck auf die Platte zu bekommen. Entweder blieb das Filament gar nicht erst auf der Platte und wickelte sich gleich um das Nozzle, oder das folgende Layer hat alles wieder mitgerissen. Für diese Sorte PLA völlig ungeeignet, es sei denn man steht auf Stress.
Drucktests mit ABS bei 230 Grad (iGo3D, 210 - 270 Grad):
Der Drucktisch war ebenfalls auf 110 Grad vorgeheizt und der erste Layer haftete hervorragend. Warping trat hier ebenfalls wie auf der Carbon Platte fast gar nicht auf, eher etwas weniger. Das Druckgut lässt sich nach dem Drucken ebenfalls leicht von der noch warmen (nicht heissen) Platte lösen.
Anmerkung: Wenn ich bei beiden Platten von "Warping" rede, dann hat sich irgendwo eine Ecke kaum sichtbar einen Tick angehoben, lag jedenfalls nicht mehr wirklich platt auf. Richtiges, unbrauchbar machendes Warping habe ich bei keiner der Platten je beobachtet!
Fazit:
Nach vielen Drucken hat sich für mich die Carbon Platte als Favorit erwiesen, da sie mit unterschiedlichen Filamentsorten besser zurecht kommt und eigentlich immer eine gute Haftung aufweist. Selbst der großflächige Druck mit dem schwierigen PLA - mit dem die Dauerdruckplatte völlig versagte - führte unmittelbar danach auf der Carbon Platte auf Anhieb zu einem - wenn auch nicht schönem - Ergebnis. Sie kann mit Azeton gereinigt werden, hat eine härtere Oberfläche und kann durch die harten Kanten gut mit Befestigungsecken fixiert werden.
Vom Anbieter der Dauerdruckplatte wird versprochen, dass sich die ersten Layer "garantiert" nicht ablösen. Nun - dann haben die es noch nicht mit dem PLA von iGo3D zu tun gehabt (hält fast nur auf Bluetape oder eingeschränkt auf der Carbon Platte). Allerdings mit ABS schien die Dauerdruckplatte einen Tick besser zu recht zu kommen.
Beide kosten in etwa das selbe und erfüllen nahezu auf Gleichstand ihren Zweck. Vielleicht hatte die Dauerdruckplatte das Pech, dass bei mir dieses miese PLA herumstand und mit dem Testen noch einen brauchbaren Zweck erfüllte. Letztlich muss jeder selbst herausfinden was für ihn besser geeignet ist. Wer fast ausschliesslich ABS druckt, trifft mit beiden immer eine gute Entscheidung. Ich selbst drucke vorwiegend flächige PLA Gehäuse (beruflich), deshalb neigt sich meine persönliche Waage mehr auf die Carbon Seite.
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