Hallo
als Lesender bin ich schon länger im Forum, dieser Beitrag hat mich jetzt dazu bewogen das ich mich anmelde.
Hier geht es um Kinderspielzeug. Halbwissen über Kunststoffe, so wie es hier verbreitet wird, halte ich in dem Fall für gefährlich.
Ich bin zwar nicht der beste 3D Drucker, aber ich bin seit vielen Jahren Kunststoffverarbeiter. Und von Kunststoffen habe ich deshalb Ahnung.
Hier werden PET, PETG und ABS für Kinderspielzeug vorgeschlagen. Es ist richtig das auf einschlägigen Seiten dazu geraten wird "Plastik"-Spielzeuge aus ABS anderen Kunststoffen vorzuziehen. Hier geht man den Weg des kleineren Übels.
Grundsätzlich sind alle Kunststoffe die aus Erdöldestillaten erzeugt werden gesundheitsschädlich.
Schlimm wenn man dann, wahrscheinlich nur weil es etwas billiger ist, zu ABS, PET oder, ganz übel, zu PETG rät.
ABS ist nicht ungefährlich, die Gefahren und Sicherheitsverweise sagen alles. Es ist Gesundheitsschädlich beim verschlucken, kann sowohl die Atemwege reizen als auch die Haut. Abgesehen davon ist es sehr schädlich die beim Drucken frei werdenden Gase einzuatmen. Es darf nur mit Absaugung und Aktivkohlefilterung verarbeitet werden, wie übrigens alle Kunststoffe die aus Erdöl hergestellt werden, wegen der freiwerdenden Koghlenwasserstoffe. Im Hobbybereich hält sich keiner daran, aber wenn es um Dein Kind geht sollte das keine Diskussion sein.
PET ist der Kunststoff der weltweit die höchsten Verbrauchsraten hat. Er hat auch die höchste Recyclingsquote aller Kunststoffe. Was an Filamenten auf dem Markt ist unterliegt einem extremen Preiskampf. Da kann man sicher nicht davon ausgehen das man Filamente bekommt die aus neuem unrecyceltem Materialien bestehen. Wenn recycelt wird ist der Kunststoff verunreinigt. Es ist grundsätzlich verboten recycletes PET wieder im Lebensmittelbereich einzusetzen, da niemand weiß was drin ist. In PET ist als Katalisator Antimontrioxid verwendet. Es wird seit Jahren über Grenzwerte diskutiert weil das Antimontrioxid in das verpackte Lebensmittel wandert. Die Lobby ist aber so stark das wir mit diesem Gift leben müssen. Wenn aus PET Flaschen hergestellt werden können diese nicht heiß sterilisiert werden wie Glasflaschen. Es wird Dimethyldicarbonat zur Kaltentkeimung verwendet. Der Stoff ist hochgiftig, soll sich eigentlich während der Entkeimung zersetzen, aber die Reststoffe sind in den verpackten Lebensmitteln oder der enthaltenen Brause. In vielen Staaten stehen diese Reststoffe als Krebserregend auf der Liste, in Europa müssen wir da durch. Auch wenn recyceltes Material nicht mehr mit Lebensmitteln in Kontakt kommen dürfen, es ist nicht verboten Filamente daraus zu machen. Finger weg davon, wenn Kinder es in den Mund nehmen können.
PETG ist ein PET dem Glycol zugesetzt wird um es besser druckbar zu machen. Es besteht grundsätzlich das gleiche Problem wie poben beschrieben mit PET, dazu kommt hochgradig gesundheitsschädliches Glycol. Die tödliche Dosis von Glykol liegt bei 1.4mg pro Kilogramm Körpergewicht. Es ist egal ob man durch lutschen und drauf herum kauen eine so hohe Dosis bekommen kann, ausschlaggebend ist das hier ein Stoff verwendet wird von dem es eine tödliche Dosis gibt. Bei einem Kind mit niedrigem Körpergewicht ist eine Gefährdung der Gesundheit eher erreicht als bei einem Erwachsenen. Was bei Glycol noch negativ dazu kommt ist der süße Geschmack. Kinder kauen schon deswegen gerne auf PETG herum. Glycole können bei höherer Dosierung wie Alkohol wirken. Glycol ist nun mal ein ein Dialkohol.
Gerade im 3D-Druck gibt es viele Kunststoffe die
biokompatibel sind.
PELLETTEXT schrieb:
Billige Drucker können meist nur PLA verarbeiten
Ich verstehe nicht was so eine Aussage soll. PLA ist biokompatibel, es wird seit 30 Jahren in der Chirurgie eingesetzt, z.B. für Nahtmaterial was vom Körper nach einiger Zeit abgebaut wird, für Implantate oder Protesen, etc.
Es gibt sehr gute PLA Filamente, die hohe Temperaturen aushalten und mindestens genauso bruchfest sind wie ABS. Sie sind etwas teurer, aber dafür gesundheitlich unbedenklich.
Je mehr die Filamente aushalten um so teurer werden sie, aber es gibt heute Serien die man sich leisten kann.
Ich drucke technische Teile mit
PLA Plus von filamentworld.de. Nach einer Nachkristallisation die man bei 110°C einfach im Backofen machen kann bleibt das Material bis 80°C absolut stabil und ist auch nicht spröde. Die Glasübergangstemperatur als auch die Bruchfestigkeit sind mindestens so hoch wie bei ABS. Es gibt halt noch nicht so viele Farben, aber je mehr davon verbraucht wird um so größer wird die Palette. PLA Plus lässt sich absolut einfach verdrucken, wie normales PLA eben.
Greentec Pro ist bis 160°C temperaturbeständig und ebenfalls Lebensmittelecht. Die Farben sind nicht so grell wie bei PLA, das interessiert Kinder aber weniger.
Für den Anfang würde ich ganz normales hochwertiges PLA empfehlen, weil es sich einfach und mit niedrigen Temperaturen drucken lässt. Ich drucke vieleTeile mit Janbex PLA. Janbex ist ein Filament was in Deutschland hergestellt wird, kein China-PLA, es werden also, auch was die verwendeten Farbstoffe angeht, europäische Standards eingehalten.
Das Material lässt sich super drucken, hat eine schöne glatte Oberfläche, ist sehr gleichmäßig und sehr stabil. Selbst 50 Stunden Druckjobs gehen problemlos durch. Es kostet etwas über 20 Euro/Kg.
Das Material kann ich für die ersten Drucke empfehlen, kauf Dir direkt zwei Rollen. Das geht mit 200°C und warmem Druckbett so gut zu drucken das es süchtig macht.
Wenn Du deine ersten Schritte im 3D Druck machst wirst Du viele Schwierigkeiten erleben an die Du so nicht denkst. Es ist sinnvoll mit einem leicht zu verarbeitenden Material zu beginnen. Abgesehen davon das ich niemals auf die Idee käme Kinderspielzeuge aus Erdöldestilaten zu drucken wegen der vielen giftigen Gründe, ich mache viele Spielzeuge und es hat sich noch nie ein Kind beschwert das PLA nicht halten würde. Sie gehen irgendwann mit dem Föhn dran und biegen die Beine ihrer Tierchen und Figuren so wie sie es haben möchten.
Also, das Fazit meines langen Aufsatzes soll sein, spar nicht am Filament. Kauf kein Chinazeug nur weil das Kilo 5 Euro weniger kostet. Drucke alles was Dein Kind in den Mund nehmen kann aus biokompatiblem Material. Es lohnt sich, nachdem Du etwas mit Deinem neuen Drucker und günstigem Material geübt hast, für 35 Euro/Kg ein PLA Plus zu kaufen. Da tust Du Deinem Kind dann wirklich was gutes.
Und bitte höre bitte nicht auf so unsinniges Gerede wie es oben in den Beiträgen steht. Ich kann mir auch gut vorstellen das diese Leute ihre giftigen Kunststoffe ohne Aktivkohlefilter verarbeiten und die Gase in der Wohnung lassen oder in die freie Natur blasen. Mir ist es lieber sie atmen sie ein als das sie sie in meine Umwelt lassen.
Ich habe übrigens einen Creality CR10, gekauft für 320Euro inkl. Porto. Nach 14 Tagen war er geliefert und ich habe 19% Einfuhrumsatzsteuer bezahlt. Nach einer Stunde Zusammenbau kann man drucken, da es nur zwei vormontierte Teile sind die zusammengesetzt werden müssen. In der Zeit seitdem ich ihn besitze läuft er fast täglich. Ich habe einiges modifiziert, leisere Lüfter, Isolation unter dem Heizbett und was man so macht aber nicht machen muß, die ganzen Teile haben vielleicht noch mal 50 Euro gekostet, inkl. Düsen, PTFE Schlauch. Ansonsten macht er hauptsächlich Spaß.
so das wars, ich geh wieder in den Lesemodus
grüße
ralfg